Menü

DGE reduziert die empfohlene Milchmenge von drei auf zwei Portionen am Tag

Ist eine ausreichende Nährstoffversorgung noch gewährleistet?


Die gute Nachricht ist: Milch und Milchprodukte sind weiterhin ein wichtiger Bestandteil der neuen DGE-Ernährungsempfehlungen.

Das ist auch richtig, denn Milch stellt aufgrund ihrer ausgewogenen Nährstoffzusammensetzung in Kombination mit anderen Lebensmitteln eine gesundheitsfördernde Ernährung sicher. Hervorzuheben sind vor allem ihr hochwertiges Eiweiß sowie ihre zahlreichen lebensnotwendigen Vitamine und Mineralstoffe. So sind Milch und Milchprodukte die Hauptquelle für Vitamin B2 – und Vitamin B12 bei Vegetariern – und eine wichtige Quelle für gut verwertbares Calcium sowie für Jod. In den neuen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen der Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) wurde jetzt die Empfehlung für Milch und Milchprodukte um ein Drittel reduziert. Es stellt sich die Frage, ob dadurch eine ausreichende Nährstoffversorgung noch sichergestellt ist?

Die von der DGE überarbeiteten lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen für Deutschland basieren auf einem neu entwickelten mathematischen Optimierungsmodell. In diesem werden neben der Empfehlung zu einer ausgewogenen Ernährung für gesunde Erwachsene (18- bis 65-Jährige) gleichzeitig auch Aspekte wie Nachhaltigkeit, Umweltbelastung sowie die in Deutschland üblichen Verzehrgewohnheiten berücksichtigt. Den pflanzlichen Lebensmitteln wird nun eine noch größere Rolle beigemessen als bisher. Sie sollen mehr als drei Viertel der täglichen Ernährung ausmachen.

Für die tierischen Lebensmittel wurden die Portionsmengen wie folgt geändert:

  • Milch und Milchprodukte:  zwei Portionen mit insgesamt 400 g pro Tag (bisher drei Portionen mit insgesamt 700 g)
  • Fleisch und Wurst:             bis zu 300 g pro Woche (bisher 300 g bis 600 g)
  • Eier:                                   ein Ei pro Woche (bisher drei Eier)
  • Fisch:                                 unverändert 180 g pro Woche

Bei der Überarbeitung der Ernährungsempfehlungen stand nach Aussage der DGE „die ausreichende Versorgung mit Nährstoffen weiterhin im Fokus“.

So soll zum Beispiel der Referenzwert für die Calciumzufuhr von 1000 mg trotz Reduzierung der Milchportionen erreicht werden können, wenn man sich entsprechend den Gesamtempfehlungen der DGE ernährt.

Die Calciumbedarfsdeckung errechnet sich dann folgendermaßen:

50 % aus 400 g Milch und Milchprodukten; 15 % aus Gemüse (v. a. grünem Blattgemüse), jeweils etwa 10 % aus Getreideprodukten und Mineralwasser und der Rest aus anderen Lebensmitteln mit geringeren Calciumgehalten.

Dieser Ansatz ist insoweit kritisch zu sehen, da die Calciumversorgung der Bevölkerung heute schon defizitär ist, obwohl bislang 700 g Milch (75 % Bedarfsdeckung) empfohlen wurde.

Ebenso kann die Bedarfsdeckung von Jod und Vitamin B2 in Frage gestellt werden, da in Deutschland mengenmäßig Milch und Milchprodukte für sie die wichtigsten natürlichen Quellen darstellen. Vitamin B12 wiederum ist ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten. Da die Empfehlungen für Fleisch und Wurst um die Hälfte reduziert wurden und bei Eiern sogar um zwei Drittel, wird es schwer sein, ohne Substituierung durch Nahrungsergänzungsmittel hier die Bedarfsdeckung zu erreichen. Weiterhin wird durch die starke Reduzierung der tierischen Lebensmittel die Versorgung mit hochwertigem Eiweiß eingeschränkt.

Als Fazit bleibt festzuhalten: So wichtig ein verantwortungsvoller Konsum für Umwelt und Klima ist, sollte für Ernährungsempfehlungen immer die ausreichende Nährstoffversorgung Vorrang haben. Empfehlungen, die gutes Ernährungswissen und konsequentes Einhalten der Empfehlungen notwendig machen, sind sehr praxisfern, da der Normalverbraucher dies nur schwer umsetzen kann. Fest steht weiter, dass der Konsum von Milch und Milchprodukte sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. Sie versorgen den Körper nicht nur täglich mit wichtigen Nährstoffen, und beugen so einer Mangelernährung vor, sondern sie können auch nach aktueller wissenschaftlicher Studienlage das Risiko für die Entstehung von Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2 (Alterszucker) sowie Dickdarmkrebs eindeutig senken.

 

Warum Landwirtschaft die Tierhaltung braucht  - ein Artikel aus dem Magazin Moderne Landwirtschaft

 


Zurück

Service