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Was hat Milch mit Karneval zu tun?


Im weiteren Sinne sehr viel, was sich schon aus dem lateinischen Ursprung des Wortes Karneval (»Carne vale«) erklärt. Dies heißt übersetzt so viel wie »Fleisch, leb wohl«, wobei „Fleisch“ für alle tierischen Lebensmittel mit Ausnahme von Fisch steht, also sich auch auf Milch und Milchprodukte sowie tierische Fette bezieht. Seit dem 12. Jahrhundert stellten Christen den vierzig heiligen Tagen der Fastenzeit vor dem Osterfest eine Zeit der „Sinneslust und Völlerei“ voran. Aus heutiger Sicht mehr als verständlich, da früher die Fastenregeln, die neben den Verzicht von Fleisch, Fett und Milch auch Alkohol mit einbezogen sowie das Gebot der Enthaltsamkeit einforderten, strickt befolgt wurden. Die Prasserei zu Fastnacht hatte zudem durchaus einen pragmatischen Ursprung, hätte man sonst die nicht konsumierten tierischen Lebensmittel in der Fastenzeit vernichten müssen.

Auf der ganzen Welt feiern Menschen vor der Fastenzeit in der unterschiedlichsten Ausprägung. Eine Sonderform nimmt Masleniza ein, die „Butterwoche“ vor Beginn der orthodoxen Fastenzeit. In dieser Woche ist den orthodoxen Gläubigen der Verzehr von Fleisch untersagt, aber der von Milch, Butter, Käse noch erlaubt. Die „Butterwoche“ ist jedoch nicht mit Karneval gleichzusetzen, da es hier nicht um „Einmal-noch-die-Sau- rauslassen“ vor der Fastenzeit geht, sondern in der allmählichen Gewöhnung an die karge Fastenkost.

Auch wenn vielen Jecken der geschichtliche Hintergrund von Karneval nicht mehr bekannt ist, stellt er heute einen wichtigen Identitätsanker in einer globalisierten Welt dar. Karneval ist Brauchtum und Heimat, der sich flexibel der Zeit angepasst hat. Nach den ausgelassenen Tagen wird auch heute noch gefastet, nur in einer vielfältigeren Art und Weise. Manche verzichten auf Süßigkeiten oder Alkohol, andere reduzieren ihren digitalen Konsum und einige verbessern ihre Lebensweise, indem sie zum Beispiel mehr Sport treiben.


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