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Der NRW-Milchmarkt 2019

Wirtschaften im Spagat zwischen Ökonomie, Gesellschaft und Politik


Krefeld. Für die Landwirtschaft sind im vergangenen Geschäftsjahr 2019 die anhaltende Trockenheit sowie die geplante Verschärfung der Düngeverordnung die bestimmenden Faktoren gewesen, insbesondere für die Milcherzeuger. „Auch wenn die Auswirkungen regional unterschiedlich waren, sind die Effekte des trockenen Sommers auf allen landwirtschaftlichen Betrieben deutlich zu spüren“ so Dr. Rudolf Schmidt, Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. (Milch NRW). Dabei habe sich die Sommerhitze jedoch nicht auf die Milchleistung und die Milchqualität ausgewirkt; die Fett- und Eiweißanteile seien sogar leicht gestiegen. Vielmehr sei der Anstieg der Produktionskosten, einhergehend mit einem Rückgang der Grundfuttervorräte erheblich. Erschwerend für die Branche komme der enorme Investitionsdruck durch zunehmende Umweltauflagen, die Umsetzung der Düngeverordnung und baurechtliche Vorgaben für die Lagerung von Gülle und Silage hinzu. Flankiert werde das Ganze durch die Ausweitung der gesellschaftlichen Diskussion um Tierwohl und Klimawandel, was insbesondere die Tierhalter zunehmend als Ächtung und ungerecht empfinden. Im Ergebnis stelle man landesweit eine Reduzierung der Rinder- und Milchviehbestände fest. Mit zu wenigen Antworten seitens der Politik trotz bundesweiter Protestaktionen in der zweiten Jahreshälfte stehen immer mehr Erzeugerbetriebe vor der Existenzfrage.

NRW-Milchmarkt
Die in NRW konventionell erzeugte Milchmenge (Jan.-Okt. 2019) ist im Vergleich zum extrem trockenem Vorjahr um 7,6% gestiegen. Dies steht im Gegensatz zur in Deutschland insgesamt erzeugten Menge, die um 0,1% minimal rückläufig ist. Bei der Butter und dem Milchfett ist zu beobachten, dass diese im Jahresverlauf zunächst günstiger wurden, seit Oktober jedoch nun auf niedrigem Niveau wieder leicht anziehen. Auch im Bereich der weißen Linie ist mit 2 Cent Plus bei den letzten Trinkmilchabschlüssen ein positives Signal zu verzeichnen. Der Konsum von Milch und Käse ist in Deutschland in 2019 (Jan.-Okt.) über das gesamte Sortiment der weißen und gelben Linie leicht rückläufig. Einzig bei Bio-Trinkmilch (+8,7%), bei Weidemilch (+12,9%) sind im Vorjahresvergleich deutliche Zuwächse zu verzeichnen. Auffällig ist – auf niedrigem Niveau - ein Anstieg von Trinkmilch-Imitaten um etwa ein Drittel, trotz des etwa doppelt so hohen Preises pro Liter. Die Auszahlungspreise bewegten sich in NRW - wie auch auf der Bundesebene – im laufenden Jahr 2019 weniger volatil als in den Vorjahren: mit rund 33 Cent pro kg konventioneller Milch (4,0% Fett/3,4% Eiweiß) minimal (-0,6%) unter dem Vorjahresniveau. Für die Milchwirtschaft bleibt spannend, wie sich der Brexit gestaltet und ob das Handelsembargo mit Russland in 2020 in die Verlängerung geht.

Anforderungen aus Ökonomie, Gesellschaft und Politik
„Gerade die Milchwirtschaft forciert seit Jahrzehnten einen nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zur Erzeugung von qualitativ hochwertigen Grundnahrungsmitteln“ so Hans Stöcker, Rheinischer Vorsitzender von Milch NRW. „So konnte der natürliche Methanausstoß je Kilogramm Milch deutlich reduziert werden, der Energie- und Wasserverbrauch je Tonne Milchverarbeitung wurde deutlich gesenkt und die Investitionen in moderne ressourcenschonende Anlagen steigen deutlich an.“ Die Milchwirtschaft werde ihrer Verantwortung für eine umweltbewusste und nachhaltige Produktion von Milch und Milchprodukten seit langem gerecht. Sie müsse sich jedoch immer wieder flexibel in dem schriller werdenden Umfeld den gesellschaftlichen und agrarpolitischen Anforderungen positionieren und dabei die ökonomische Seite stets im Blick behalten, so Wilhelm Brüggemeier, Westfälischer Vorsitzender von Milch NRW.


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Frank Maurer

Tel. 02151 4111-410
Mail maurer(at)milch-nrw(dot)de

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